Gans in Gefahr



Tierisch gefährlich

Gänse haben viele Feinde. Natürliche Feinde für Graugänse sind beispielsweise Seeadler, Füchse, Marderhunde oder Wölfe. Vor allem Gössel und Jungvögel sind eine beliebte Nahrung für Krähen, Raben, Möwen und Fischotter. Jedes größere Raubtier kann Graugänsen gefährlich werden. Während der Brutzeit werden regelmäßig Gänse an ihren Nestern gerissen. Wildschweine, Waschbären und Bären plündern zudem gerne die Gelege. Am gefährlichsten für Graugänse sind allerdings kalte, schneereiche Winter und der dadurch entstehende Nahrungsmangel. 

 

Energie und Wohnen

Immer mehr Lebensräume der Gänse werden durch Windräder oder Überlandleitungen (Stromleitungen) durchkreuzt und entwerten diese oder führen zu tödlichen Zusammenstößen, vor allem bei Nebel. Junge ungeübte Flieger (Gänse) verenden häufig an Brücken. 

Der enorme Flächenverbrauch durch Neubaugebiete oder Nachverdichtungen führt zusätzlich dazu, dass sich die Lebensräume für Gänse und andere Wildtiere immer weiter verkleinern. 

 

Feuerwerk und anderer Müll

Feuerwerke sehen für uns Menschen meist wunderschön aus, doch für Gänse und andere Wildtiere sind sie die Hölle! Durch die Jagd reagieren viele Tiere besonders heftig auf laute Knallgeräusche. Durch die vielen neuen Häuser und Siedlungen gibt es kaum noch größere störungsfreie Gebiete zu Silvester, wohin sich Tiere zurückziehen können. Man stelle sich vor die eigene Katze oder der eigene Hund müsste Silvester draußen verbringen! 

Vor Panik fliegen zum Jahreswechsel tausende Vögel gegen Windräder, Brücken und Hochspannungsleitungen und verunglücken tödlich. Und dann ist da ja noch der ganze Müll und der fiese CO² Ausstoß.

Extrem ungünstig ist auch das Feuerwerk zum Japanischen Kirschblütenfest, welche jährlich Mitte Mai unzählige brütende und mausernde Wasservögel auf der Außenalster in Angst und Schrecken versetzt. Mausernde Wasservögel und Küken können nicht davon fliegen, sondern sind dieser lauten Hölle schutzlos ausgeliefert. Zudem landet an diesem Abend jedes Mal unnötig viel Müll in der Alster.

Auch diverser anderer Müll landet vielfach in Gewässern und Grünanlagen und gefährdet auf diese Weise viele Tiere.

 

Fehlende Akzeptanz für Schutzgebiete

In vielen Schutzgebieten gibt es leider regelmäßige Störungen durch frei laufende Hunde, Spaziergänger abseits der Wege oder illegales Angeln. Dies hat zur Folge, dass die Gänse dann auf die ruhigen landwirtschaftlich genutzten Flächen ausweichen, denn auf diesen laufen in der Regel keine Spaziergänger oder Hunde herum. Dies kann dann wiederum für weitere Konflikte mit den Landwirten sorgen.

 

Todesursachen meist unklar

Woran Graugänse genau sterben ist in den meisten Fällen leider unklar. 

Ein Großteil der Gänse ist plötzlich verschollen oder kehrt im Frühjahr nicht ins Brutgebiet zurück. Nur die wenigsten werden tot gefunden bzw. gemeldet. Leider werden auch viele geschossene Gänse nicht gemeldet. So gehen viele wertvolle Daten verloren.

 

Angelschnüre

Ein großes Problem für Gänse und andere Wasservögel sind Angelschnüre. Kein Angler zieht los und sagt sich: „Hoffentlich habe ich heute einen besonders großen Ganter am Haken!“.

Leider verfangen sich aber regelmäßig Wasservögel in Angelschnüren und / oder -haken. Ständig müssen wir Plastikschnüre und Haken entlang der Ufer einsammeln, welche achtlos liegen gelassen wurden. Wenn wir verletzte Vögel finden und sie sich einfangen lassen, befreien wir sie umgehend. Die Befreiung muss zeitnah erfolgen, da sonst Gliedmaßen absterben können, die Vögel verhungern oder sie sich erhängen.

Vor allem in der Zeit von April bis Juli, wenn viele Wasservögel brüten, Junge führen oder mausern, werden die Uferzonen in den Parkanlagen intensiv genutzt. Besonders gefährdet ist der Wasservogelnachwuchs, da dieser meist noch unerfahren ist und die Gefahr von Schnüren und Haken nicht sofort erkennt. 

 

Wir können daher nur an die Vernunft der Angler appellieren, bestimmte Gewässer in Zeiten mit besonders hohem Wasservogelaufkommen (Brut- und Mauserzeit) zu meiden. 

Auch liegengelassene bzw. hängende Drachenschnüre haben die gleichen Wirkungen wie Angelschnüre. In diesen können sich auch Singvögel und andere größere Vögel verfangen, erhängen und tödlich verletzen. 

Hunde

Auch wenn ein Hund noch so niedlich und manchmal gar nicht nach Hund aussieht, steckt in ihm das Erbe seiner Vorfahren. Wölfe und andere Hundeartige (z. B. Füchse) machen natürlicherweise Jagd auf andere Wildtiere. Das Wildtier macht aber keinen Unterschied zwischen Wolf, Fuchs oder Hund und sieht nur den Feind, der es bedroht.

 

Hund ist unschuldig

Der Hund trägt keine Verantwortung für seine Außenwirkung oder seinen angeborenen Jagdtrieb. Hier ist der Besitzer gefordert und verpflichtet, regulierend einzugreifen, damit den Wildtieren kein Schaden zugefügt wird. 

Vielen Hundehaltern ist das leider nicht bewusst und sie lassen ihre Hunde andere Tiere jagen, obwohl dies gesetzlich verboten ist. Während eine Jagd noch als Ordnungswidrigkeit eingestuft wird, wird das vom Hundehalter bewusste Hetzen eines Wildtiers als Wilderei bezeichnet und als Straftat verfolgt. 

 

Es entsteht eine Störung aller durch einige Wenige

 

Hunde, die einen angeborenen und in vielen Fällen auch züchterisch gewünschten Jagdtrieb haben, gehören außerhalb ausgewiesener Freilaufflächen an die Leine.

Nach der Hamburger Hundeverordnung von 2006 gibt es allerdings die Möglichkeit, durch eine Gehorsamkeitsprüfung den eigenen Hund von der Leinenpflicht befreien zu lassen. Nur wenn der Hund keine anderen Tiere jagt bzw. gefährdet und zuverlässig gehorcht, dürfen Besitzer ihn in bestimmten Bereichen ohne Leine laufen lassen. 

Gössel (Küken) sind oft noch zu langsam mit ihren kurzen Beinen
Gössel (Küken) sind oft noch zu langsam mit ihren kurzen Beinen

Der Hund will spielen, die Gans will leben!

Hunde lösen bei Wildtieren Stress und Todesangst aus. Durch streunende Hunde auf Wiesen, in Gebüschen oder an Ufern kommt es zur Aufgabe von Nestern oder Jungtieren. Tiere werden aus ihren Lebensräumen vertrieben, verletzt oder getötet. 

 

Nester, Jungtiere und Küken sind in der Regel gut getarnt oder versteckt, sodass Hundehalter sie meist nicht sehen. Viele Leute wissen auch nicht, dass Wasservögel während der Mauser nicht wegfliegen können. 

 

 

Mehr Hunde, weniger Platz

Im Jahr 2018 wurden bereits 85.000 Hunde in Hamburg registriert, Tendenz weiter steigend! Zusammen mit dem rasanten Flächenverbrauch durch Nachverdichtungen und Neubausiedlungen werden die Lebensräume für Wildtiere immer kleiner und die Gefährdung durch Hunde immer größer.

Der Druck auf Graugänse und andere Wildtiere steigt, denn es reicht häufig schon die bloße Anwesenheit von Hunden aus um andere Tiere zu vertreiben, Lebensräume zu entwerten und für viele Tiere nutzlos zu machen. 

 

Nur wenige Flächen für Gänse

Gänse und andere Wasservögel haben meist nur wenige kleinere Parkanlagen, welche sie für die Nahrungssuche nutzen können. Jagende Hunde sorgen vielfach dafür, dass die Graugänse logischerweise lieber in andere ruhigere Bereiche ausweichen wie Spielplätze, Sportplätze, Golfplätze, Friedhöfe oder private Gärten.

Die meisten dieser Bereiche erreichen Gänse allerdings nur fliegend. Mit ihrem Nachwuchs können sie aber noch nicht fliegen und sind daher auf die Parkanlagen angewiesen.

Die vielen illegal streunenden Hunde in Schutzgebieten sorgen auch dafür, dass viele Gänse auf die ruhigeren landwirtschaftlich genutzten Flächen ausweichen und dort vermehrt für Konflikte sorgen können.

Teilweise fördern aber auch Behörden ein vermehrtes Konfliktpotenzial, indem sie beispielsweise an Mauserplätzen oder in anderen sensiblen Bereichen plötzlich Hundeauslaufzonen einrichten. Dort sind Konflikte natürlich vorprogrammiert! Hundeauslaufzonen sind wichtig für eine artgerechte Haltung, sollten aber sorgfältig geplant werden und man muss sich bewusst sein, dass man aufgrund des Platzmangels in der Stadt nicht in jedem Stadtteil Auslaufzonen einrichten und Hunde artgerecht halten kann.

Mittlerweile müssen wir bei Beringungsaktionen oder bei der Rettung verletzter Wasservögel zwei bis drei Leute zusätzlich dabei haben deren einzige Aufgabe es ist, Hundehalter zu bitten ihre Hunde anzuleinen bzw. außer Sichtweite der Gänse zu bringen. Denn allein die Anwesenheit eines Hundes reicht aus, dass die Gänse ängstlich im Wasser bleiben und sich nicht an Land trauen.

Daher bitten wir alle Hundehalter ihre Hunde im Blick zu haben und darauf zu achten, dass sie keine Wildtiere jagen und auf den Wegen bleiben, damit andere Lebewesen nicht unnötig gestört oder gefährdet werden.

Jagd

Jedes Jahr werden in Deutschland und anderen Ländern mehrere tausend Graugänse geschossen. 

Folgende Ziele möchte man mit der Jagd erreichen:

 

• Verminderung von Fraßschäden

• Bestandsregulierung

• Nahrungserwerb

 

Der Bestand der Graugans in Deutschland ist momentan nicht mehr gefährdet. 

Durch die Jagd gibt es zum einen spannende Wiederfunde aus Gebieten, aus denen man sonst aus verschiedenen Gründen keine Meldungen erhalten hätte, zum anderen darf man aber die schwerwiegenden Folgen der Jagd für die sehr ausgeprägten Sozialstrukturen dieser monogam lebenden Vögel nicht unterschätzen. 

 

Graugänse leben ganzjährig in einer monogamen Partnerschaft
Graugänse leben ganzjährig in einer monogamen Partnerschaft

Eine Regulierung von Beständen erreicht man mit der Jagd aktuell nicht, da frei gewordene Brutplätze umgehend von anderen Paaren übernommen werden und die Gänse vom geringeren Konkurrenzdruck profitieren.

Zudem halten sich Gänse nie in einem festen Trupp in einem bestimmten Gebiet auf, sondern ziehen teils weite Strecken. Graugänse können sehr mobil sein, sodass die Trupps sich fast täglich neu zusammensetzen und Bestände nicht gezielt bejagt werden können.

Ein Jäger kann also nicht im August losziehen, um die heimische Brutpopulation zu bejagen. Denn nach der Brutzeit verlassen etliche Gänse ihre Brutgebiete und Gänse aus anderen Populationen und Ländern erscheinen, was Beringungen zeigen.

Der Datenaustausch mit den Jägern ist sehr wichtig, denn so erhalten beide Seiten wichtige Informationen über die erlegten Gänse.

Das Konfliktpotenzial von Gänsen in der Landschaft und die schwerwiegenden Folgen der Jagd für die Sozialstrukturen dieser Vögel sollen hier kurz dargestellt werden. 

 

Jagd in Hamburg

In Deutschland hat jedes Bundesland seine eigenen Jagd- und Schonzeiten für Graugänse. In Hamburg darf diese Art beispielsweise vom 1. bis 31. August und vom 1. November bis zum 15. Januar geschossen werden.

Die frühe Jagdzeit im August wurde erst im Jahr 2014 eingeführt. 

Wie viele Graugänse und andere Arten in einer Jagdsaison erlegt wurden, kann man jeweils in den Jagdstrecken der einzelnen Bundesländer nachlesen.

In Hamburg ist für das Thema Jagd die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) als oberste Landwirtschafts-, Forst-, Jagd- und Fischereibehörde zuständig.

 

Gänse und Landwirtschaft

Großräumige Entwässerungen und umfangreiche Eindeichungen haben den ursprünglichen Lebensraum von Graugänsen und anderen Wasservogelarten in weiten Teilen Europas auf ein Minimum schrumpfen lassen. 

 

Vielfach wurden die ursprünglichen Lebensräume der Graugans zerstört, um Landwirtschaft zu betreiben

 

Diese Lebensraumzerstörung hat die Wasservögel zu einem Wechseln uns Kulturland "gezwungen". Für Gänse existieren in vielen Gebieten außerhalb von Grünland und Ackerland keine alternativen Ernährungs- und Rastmöglichkeiten mehr.

Durch den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sowie das Fördern von Monokulturen zur Energiegewinnung aus Raps und Mais, verarmt die Landschaft mehr und mehr. Viele Tier und Pflanzenarten sind ausgestorben bzw. mittlerweile stark bedroht. Einige wenige Arten wie Gänse konnten sich anpassen und profitieren nun von dem vermehrten Nahrungsangebot und den fast ganzjährig grünen Feldern. 

Graugänse bevorzugen für die Nahrungssuche allerdings Grünland (Wiesen). Sie fressen nur bestimmte Pflanzen. Viele Landwirte sehen Gänse als Konkurrenten an, da sie wie Rinder und Pferde Gras fressen. Der zunehmende Anbau von Raps und Mais führt zu einem starken Rückgang des Grünlands und damit zu einer Verschärfung der Situation.

Graugänse bevorzugen Grünland
Graugänse bevorzugen Grünland

 

Gänse, Enten und Schwäne suchen ihre Nahrung bevorzugt in Ufernähe diverser Gewässer und nutzen diese Flächen auch zur Rast. 

Wer Flächen an Gewässern bewirtschaftet muss damit rechnen, dass Gänse, Schwäne und Co. ihren ursprünglichen Lebensraum betreten und nutzen.

Gänse bevorzugen eine freie Sicht, um Feinde rechtzeitig zu sehen. Knicks (Hecken) und weitere Strukturen machen Felder unübersichtlicher und somit für Gänse meist unattraktiver. Etliche Tier- und Pflanzenarten profitieren zudem von solchen Knicks, welche bei uns zu den artenreichsten Lebensräumen gehören.

Da bei einer Jagd immer nur einzelne Gänse aus den anfliegenden Trupps heraus geschossen werden, bleibt der Großteil am Leben und fliegt weiter. Die Gänse sind dann also nicht weg, sondern nur woanders und „ärgern“ dann möglicherweise den Nachbarn auf dem Feld nebenan. 

Vielfach werden Gänse von Hunden und Spaziergängern aus Schutzgebieten vertrieben und weichen dann auf die ruhigeren landwirtschaftlich genutzten Flächen aus, auf denen die Leute eher selten spazieren gehen.

 

Gänse werden scheuer und verbrauchen mehr Energie

Durch das ständige Aufscheuchen der Gänse durch Jagd und Vergrämung verbrauchen sie natürlich viel mehr Energie und werden scheuer. Das führt dazu, dass sie mehr fressen (müssen) und noch sensibler auf kleinste Störungen reagieren, auch durch Spaziergänger, Autos etc. und wiederum vermehrt Energie benötigen. Die störungsfreien Flächen werden kleiner und umso intensiver genutzt. Dort wo Gänse nicht bejagt werden, können sie viel mehr Flächen nutzen und sich so besser verteilen.

Die Kunst besteht darin, die Gänse auf bestimmten Flächen zu halten, diese möglicherweise für Gänse und andere Wasservögel attraktiver zu gestalten und kleinere Schäden in Kauf zu nehmen, damit sie andere gefährdetere Flächen nicht mehr so stark aufsuchen. Die gefährdeteren Flächen müssen dann durch bestimmte (Vergrämungs-)Maßnahmen für Gänse unattraktiv gemacht werden.

 

Nur durch ein gezieltes (überregionales) Gänsemanagement in Zusammenarbeit mit Landwirten, Wissenschaftlern und Jägern lassen sich Konflikte nachhaltig reduzieren

 

Schrot statt Brot

In den Parkanlagen werden Gänse häufig als „zahme Parkvögel“ gesehen. Doch die meisten Hamburger Graugänse verbringen den größten Teil des Jahres außerhalb der Parkanlagen, wo sie teilweise stark bejagt werden. In den Parkanlagen dürfen Gänse nicht geschossen werden (Fachausdruck: Befriedeter Bezirk). Das wissen die Graugänse natürlich und reagieren in den Parks völlig anders auf Menschen als außerhalb. 

Viele Gänse wachsen in den Parks in Menschennähe auf und gewöhnen sich so an diese. Oft dulden sie uns Menschen dort auf einer geringen Distanz. Dass Menschen auch „böse“ sein können und außerhalb der Stadt auf sie schießen, muss der Gänsenachwuchs erst noch von den Eltern lernen. 

 

Gänsepopulationen können nicht gezielt bejagt werden

Außerhalb der Brutzeit sind Gänsetrupps in den meisten Fällen "multikulturell" zusammengesetzt, das heißt es finden sich Gänse aus den unterschiedlichsten Populationen zu einem Trupp zusammen, was Beringungen zeigen. 

Der Jäger weiß daher nie aus welchen Populationen die geschossenen Gänse stammen; dänische Graugänse sehen nämlich genauso aus wie Gänse aus Polen, Sachsen, Bergedorf oder Eppendorf!

 

Massive Eingriffe in die Sozialstruktur

Leider kann man bei einer Jagd nur in den wenigsten Fällen zwischen Altvogel und Jungvogel, Eltern und "Kinderlosen", ranghohen und rangniedrigen oder schwachen und gesunden Vögeln unterscheiden. Somit gerät die Sozialstruktur nach Abschüssen erstmal völlig durcheinander. Meist werden Gänse beim Landeanflug geschossen, das heißt der Jäger hat nur wenige Sekunden Zeit die Gans zu entdecken, die Art zu bestimmen und zu schießen.  

Aus einem Trupp werden meist nur einzelne Gänse heraus geschossen. Durch die Schüsse werden die Artgenossen gewarnt, sodass der Großteil der Gänse am Leben bleibt und weiter fliegt. Dies führt zu teils massiven Eingriffen in die sehr ausgeprägten Sozialstrukturen der Graugans. Diese leben nämlich monogam und ziehen ganzjährig mit ihrem Partner umher. Verluste von Partnern führen in den meisten Fällen zu einem Abstieg in der Rangordnung, was wiederum meist schlechtere Überlebenschancen zur Folge hat.

Junge Graugänse verbringen das komplette erste Lebensjahr im Familienverband bei ihren Eltern und lernen übers Jahr hinweg Zugrouten, Rastplätze, Schlafplätze und lohnende Gebiete für die Nahrungssuche kennen. Erst im Frühjahr (Februar / März) trennen sich die Eltern von ihrem Nachwuchs.

Diese Graugans starb an Schrotkugeln im Körper.
Diese Graugans starb an Schrotkugeln im Körper.

 

Bis dass das Schrot euch scheidet

Der Abschuss des Partners oder der Eltern kann fatale Folgen für die Hinterbliebenen haben. Gänse trauern um ihren Partner. Viele brauchen ewig um sich neu zu binden, manche bleiben bis an ihr Lebensende allein. Jungvögel verlieren beim Abschuss ihrer Eltern plötzlich den Schutz und die Führung; ihre Überlebenschancen sinken rapide.

 

Man kann daher sagen, dass der Ausdruck "survival of the fittest" im Sinne der Darwin'schen Evolutionstheorie ausgeschaltet wird; im Vorteil ist die "Gans im Glück"

 

Im Jagdbericht wird leider nicht dokumentiert, ob ein Alt- oder ein Jungvogel erlegt wurde. Dabei sollte gerade diese Quote doch von Interesse sein.

 

no risk no gun

Graugänse sind extrem anpassungsfähig. An dem Fluchtverhalten der Gänse sieht man wie mit ihnen vor Ort umgegangen wird. Je scheuer die Gänse in einem Gebiet sind, desto intensiver wird dort gejagt und / oder vergrämt.

Gänse welche gar nicht wegfliegen, sondern sich das ganze Jahr über in Parkanlagen oder Gärten aufhalten, können aus menschlicher Sicht zwar "langweilig" wirken, doch diese Standvögel sind eigentlich ziemlich schlau und haben im Gegensatz zu ihren ziehenden Artgenossen oftmals viel höhere Überlebenschancen. Die ältesten (beringten) Hamburger Graugänse sind fast alle Standvögel! 

 

Alternative zur Mastgans?

Im Gegensatz zu Hirsch, Reh und Wildschwein findet man die vielen geschossenen Gänse nur sehr selten auf den Speisekarten von Restaurants. 

Das liegt vermutlich an ihrem meist sehr zähen Fleisch, denn Graugänse müssen flugfähig bleiben und haben daher nur wenige Fettanteile. Das Fleisch von Graugänsen kann man nicht mit dem der fetten Mastgänse vergleichen, denn die wilden Gänse haben oft schon etliche Flugstunden hinter sich, bevor die auf den Jäger treffen, bzw. der Jäger auf sie.

Außerdem müssen vor der Zubereitung meist erstmal die vielen Schrotkugeln aus der Gans heraus gepult werden. Wenn die Gans nicht beringt ist, weiß der Koch auch nie wie alt die Gans bzw. das Fleisch bereits ist, was die Zubereitung erschwert.

Eine sinnvolle Alternative zu den Mastgänsen aus Massentierhaltungen ist die wilde Graugans aber allemal.

 

Bestände der Graugans aktuell nicht (mehr) gefährdet

Auswirkungen auf die Bestände hat die Jagd (momentan) nicht. Nachdem die Graugans im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa als Brutvogel fast ausgestorben war, haben sich die Bestände bis heute so gut erholt, dass die Bejagung in der aktuellen Form keine Bestandsgefährdung mehr für diese Art darstellt.