· 

Wenn Hornissen umziehen müssen

Ein Beitrag von Elisabeth Q.

Seitdem ich im Jahr 2014 eine spontane Hornissenansiedlung in einer Schwegler Fledermaushöhle hatte, bin ich Fan dieser größten Wespenart. Da sich die freiwillige Ansiedlung aber in manchen Jahren schwierig gestaltet, obwohl ich mittlerweile spezielle Nistkästen für Hornissen aufgehängt habe, darf ich mich über ein guten Bekannten freuen, der mich mit Nestern versorgt, die umgesiedelt werden müssen. Das passiert dann, wenn Hornissen an denkbar schlechten Stellen ihr Nest gebaut haben, z.B. direkt im menschlichen Wohnraum. So eine Umsiedlung darf natürlich nur mit behördlicher Genehmigung passieren, denn diese Tiere sind glücklicherweise streng geschützt! Da Hornissen ausgesprochen friedfertig sind, ist oft eher die Geruchsbelästigung durch ein großes Nest im Haus, z.B. in Lüftungsschächten und Rolladenkästen das Problem.

Dieses Jahr durfte ich bei einer Umsiedlung dabei sein und das war echt ein Erlebnis! 

Der Hornissenfachmann meinte im Vorfeld, es handele sich um ein Nest mit 3 Etagen, Durchmesser ca. 10 cm. Dementsprechend hatte ich einen Weinkarton vorbereitet, in den die Hornissen später einziehen sollten. Wohnhaft waren sie in einem nicht genutzten Küchenabzugsschacht, der nur mit Tapete verschlossen war. Kein Hindernis für Hornissen und weil sie mehr Platz brauchten, haben sie sich da einfach durch geknabbert.

 

Wir kamen gegen 21.00 Uhr in der Wohnung an, bekleidet mit Imkerjacke und dünnen Handschuhen, wo selbst Wespen durchstechen können. Ich hatte ein Dreiviertelhose an, also nackte Unterschenkel. Mein Umsiedler meinte lakonisch, die Schutzkleidung hätte sowieso mehr symbolischen Charakter, die Hornissen würden ja doch nicht stechen.  

 

Er machte sich also an die Arbeit, nahm das Tablett weg, was provisorisch das Loch abgedichtet hatte und fing an, die Arbeiterinnen mit einem Staubsauger in einen speziellen Auffangbehälter zu saugen, wobei die Tiere keinen Schaden nehmen.  

Als er schon eine Menge drin hatte, konnte er sich das Nest mal genauer anschauen.

 

Von wegen 3 Waben und 10 cm Durchmesser! Es hatte 6 Etagen und verbreiterte sich nach hinten auf einer Länge von 25 bis 30 cm. Dementsprechend viele Arbeiterinnen befanden sich in dem doch großen Nest, was im August meist den Entwicklungshöhepunkt erreicht.

Während nun versucht wurde, die Waben vorsichtig aus der Wand zu holen, sammelten sich die Hornissenarbeiterinnen an der Küchenlampe, wo zeitweise an die 100 Stück herum schwirrten. Zwischendurch wurden sie immer mal wieder abgesaugt.

 

Die Bewohner der Wohnung hatten einen Heidenrespekt, aber keine Küchentür. Da der Rest der Wohnung jedoch dunkel war, blieben alle Hornissen artig in der Küche.

Viel später, so gegen 23.00 h, hatten wir endlich alle Waben aus der Wand und alle Arbeiterinnen im Kasten. Die Königin war auch dabei, sie saß auf einer der Waben.

 

Bei mir zuhause angekommen, mussten die ganzen Tierchen ja noch mal in den Weinkarton umziehen, der für das riesige Nest eigentlich fast zu klein war. Weil die Waben zum Teil zu breit waren, mussten wir stückeln, aber irgendwann war alles drin, gelagert auf Bambusstäbchen.

Leider habe ich kein Foto davon, der ganze Karton war mit Waben gefüllt! Die restlichen, von den Waben entflohenen Arbeiterinnen wurden dann auch noch eingesaugt, es sollte ja keine verloren gehen.  

 

Die Arbeiterinnen blieben erst mal in ihrem Kasten und wurden danach auf einer Leiter direkt vor den Nesteingang gestellt. Da konnten sie dann raus krabbeln und haben auf diese Weise auch zum Nest gefunden.

 

Am nächsten Tag konnte ich mal zählen. Im Nest sind ca. 350 Arbeiterinnen, 120 haben es leider nicht geschafft und sind gestorben. So ein Umzug ist natürlich purer Stress für die Insekten und bei den Temperaturen, die wir im August hatten, ist es vorprogrammiert, dass nicht alle Tiere die Strapazen überleben.


Das Nest hatte also, wie ich auch geschätzt hätte, um die 450-500 Arbeiterinnen und NICHT EINE davon, hat versucht uns zu stechen!!

Ich finde das unglaublich! Man greift das Nest an, zerstört es, weil man die Waben nur einzeln entnehmen kann und die Tierchen bleiben total friedlich und fliegen nur ein bisschen aufgeregt durch die Gegend.

Ich kann das immer noch nicht fassen.  

Auch jetzt kann ich dicht an das Nest heran gehen, trotz dieses "Traumas" sind sie nicht verteidigungsbereiter geworden.

Ich verstehe gar nicht, wie es passieren kann, das Nester „einfach so“ Passanten angreifen, wie man manchmal in der Presse liest. Die Hornissen müssen im Vorfeld massiv über einen längeren Zeitraum gestört oder geärgert worden sein.

 

Bei mir haben sie sich jetzt gut eingelebt, der Nesteingang wurde schon ein bisschen umgebaut.   

Wer sich gerne ausführlich über Hornissen informieren möchte, dem sei diese Netzseite ans Herz gelegt. 

Dort findet man alles, was man über Hornissen wissen muss. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Christine Kirchhoff (Samstag, 29 August 2020 21:17)

    Ich habe nicht gedacht, dass Hornissen so friedlich sind. Ich flüchte immer, wenn eine.in meiner Nähe ist. Ein interessanter Bericht.