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Arzneipflanze des Jahres 2019 unterwegs

Ein Beitrag von Simon Hinrichs 

Im Projekt "Biotoppflege Energieberg Georgswerder" hat der Neuntöter e.V. die Pflege einer südexponierten, etwa 16.000 Quadratmeter großen Fläche übernommen. Diese arten- und strukturreiche Entwicklungsfläche bedarf einiger Pflegemaßnahmen. Hauptaufgabe ist die kleinteilige Staffelmahd im Sommerhalbjahr, so kann die magere und blütenreiche Wiese mit ihrem enormen Insektenreichtum und zahlreichen selten gewordenen Pflanzen langfristig erhalten werden. 

Sie ist Lebensraum zahlreicher, zum Teil in Hamburg vom Aussterben bedrohter Arten. Insbesondere auf trocken-warme Bedingungen spezialisierte Pflanzen und Insekten haben sich hier angesiedelt.

Um diese Strukturen dauerhaft halten können, müssen aufwachsende Gehölze entfernt werden, damit die Fläche offen bleibt und nicht beschattet wird.

 

Schon beim Ausgraben der Gehölze hat Simon Hinrichs...
Schon beim Ausgraben der Gehölze hat Simon Hinrichs...
...deren neue Standorte im Hinterkopf. Fotos: Lea-Carina Mendel
...deren neue Standorte im Hinterkopf. Fotos: Lea-Carina Mendel

Im Zuge der Pflegearbeiten werden Sträucher, überwiegend Weißdorn und Hartriegel, ausgegraben. Beides sind ökologisch sehr wertvolle Arten. Die Blüten dieser Sträucher werden von zahlreichen Insekten besucht und die Früchte dienen später vielen Vögeln als Nahrung. Auch für uns Menschen hat der Weißdorn einiges zu bieten, so wurde er kürzlich zur Arzneipflanze des Jahres 2019 gekürt.

 

Also viel zu schade für den Kompost!

 

Die Früchte des Weißdorns werden z. B. von Wacholderdrosseln gerne verspeist. Foto: Simon Hinrichs
Die Früchte des Weißdorns werden z. B. von Wacholderdrosseln gerne verspeist. Foto: Simon Hinrichs

Daher bemühen wir uns, diesen Sträuchern eine „zweite Chance“ zu geben und suchen nach geeigneten Standorten. Einige Mitglieder und Interessenten haben sich bereits gemeldet und ihre Gärten mit diesen hübschen Sträuchern bereichert.

„Unsere“ Sträucher wachsen bereits in Barmbek, Bramfeld, Eilbek, Groß-Borstel, Hohenfelde, Kirchsteinbek, Ohlsdorf, Osdorf und bald auch auf Finkenwerder. Eine kleine Gruppe Sträucher fuhr sogar mit der Bahn und steht nun in Blumenthal bei Kiel.

In Zeiten wo Unmengen an Kirschlorbeer, Thuja oder Rhododendron gepflanzt wird, ist jeder heimische Strauch wichtig, um Insekten und Vögeln Nahrung und „Wohnraum“ zu geben. Das aktuelle Artensterben ist nämlich nicht ausschließlich auf die Gifte in der Landwirtschaft zurückzuführen, sondern liegt auch zu einem Teil an unserem enormen Flächenverbrauch und dem damit verbundenen Lebensraumverlust vieler Tierarten. Dann folgt leider oft eine „lebensfeindliche“ Gestaltung von Grünanlagen und Gärten mit exotischen Pflanzen und totgepflegten, strukturlosen Grünwüsten. 

  

Bereit zum Abtransport vom Energieberg Georgswerder!
Bereit zum Abtransport vom Energieberg Georgswerder!
Ingo Kirchhoff beim Einpflanzen im Norden der Stadt. Fotos: Simon Hinrichs
Ingo Kirchhoff beim Einpflanzen im Norden der Stadt. Fotos: Simon Hinrichs

Warten auf den Frühling: Bepflanzte Fläche an der Auferstehungskirche in Fuhlsbüttel. Foto: Norbert Hinrichs
Warten auf den Frühling: Bepflanzte Fläche an der Auferstehungskirche in Fuhlsbüttel. Foto: Norbert Hinrichs

Warum nutzen wir nicht jede Möglichkeit mit heimischen Pflanzen zu arbeiten und lassen auch mal eine Ecke verwildern, wo Kinder auch noch Etwas entdecken und kreativ werden können?

Mit nicht heimischen Arten wie Kirschlorbeer, Thuja oder Rhododendron kann unsere Tierwelt kaum etwas anfangen. 

Sie sind bei uns in Mitteleuropa ökologisch nahezu nutzlose Gewächse; reine Platzverschwendung. 

Daher wollen wir (nebenbei) durch die Verbreitung von Weißdorn und Hartriegel auf diese Probleme aufmerksam machen und für heimische, standortgerechte und ebenso attraktive Pflanzen werben.

 

Und das Tolle ist, sie sind sehr langlebig sodass man meist mehrere Jahrzehnte etwas von ihnen hat. Mit jedem Jahr wächst ein Strauch und bietet so nach und nach immer mehr Lebewesen Lebensraum.

 

„Für einen Strauch, an dem wir gut und gerne leben.“

 

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