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Neuntöter räumen auf

Ein Beitrag von Stefanie Kirchhoff 

Aktuell, vom 20. bis 29. März 2020, sollte die 23. Auflage von "Hamburg räumt auf" stattfinden. Auch wir wollten dabei sein und rund um den Stadtparksee menschliche Hinterlassenschaften einsammeln. Aufgrund der Corvid 19-Pandemie musste die Veranstaltung leider durch die Stadtreinigung Hamburg abgesagt werden.

Also krempelten einige unser Mitglieder die Ärmel vorzeitig hoch...

Am vergangenen Wochenende hat eine kleine Gruppe unserer Mitglieder das gute Wetter genutzt und privat eine Müllsammelaktion am Stadtpark Hamburg durchgeführt. 

Bei einer Runde um den Stadtparksee kam einiges zusammen. Am Ende waren es 3 volle Müllsäcke und es wäre immer noch was da gewesen. Die "Müll Top" waren Lollistiele, Feuerzeuge, Bonbonpapier, Plastikringe und etliche Deckel. Insbesondere Plastikringe von Getränkeflaschen können für Tiere zur tödlichen Falle werden. 

 

Doch: Was war eigentlich der Auslöser für die Sammelaktion?

 

Die Rettungsaktion

Am 29.12.2019 gingen wir wie so oft nochmal unsere Runde im Stadtpark spazieren. Diese führt wie immer am großen See vorbei, wo sich viele Enten, Gänse, Teich- und Blässhühner, Haubentaucher und diverse Möwenarten aufhalten.

Stockenten gründeln gerne nahe dem Ufer nach Nahrung. Leider sammelt sich in diesen Bereichen, durch Unachtsamkeit, Faulheit und völligem Desinteresse gegenüber der Natur, Mengen an Müll an, der nicht ordnungsgemäß entsorgt wurde. So passiert es schnell, dass sich eine Ente oder ein anderes Tier bei der Futtersuche in einem weggeworfenen Plastikring oder ähnlichem verfängt und sich nicht mehr selbst befreien kann. Ab jetzt beginnt für das Tier der Kampf mit dem Tod...

 

An diesem Tag entdeckten wir einen Erpel, der sich in einem dieser Plastikringe verfangen hatte. Er versuchte sich unermüdlich von seiner „Halskette“ zu befreien, was zur Folge hatte, dass der Ring irgendwann durch den geöffneten Schnabel ging und er sich nicht mehr davon befreien konnte. An Fressen oder Gefiederpflege ist in so einem Zustand undenkbar!

Ab diesem Tag waren wir jeden Tag im Stadtpark und haben versucht ihn von seinem Schicksal zu erlösen. Anfangs hatten wir das Glück, das er eine Partnerin hatte, die er verteidigen musste. So kam er immer wieder mit am Ufer raus, trotzdem blieb ein Fang erfolglos. Er hat uns gegenüber einen entscheidenden Vorteil, den er selbstverständlich ausnutzte - er kann fliegen, wir nicht.

 

Und so vergingen die Tage.

 

Nach Feierabend haben wir uns an der Liebesinsel getroffen und gingen gemeinsam auf „Entenjagd“. Wir haben uns den Hintern abgefroren, wurden nass geregnet, haben uns über jagende Hunde und manch uneinsichtigen Besitzer geärgert und das stets so lange bis es dunkel wurde oder er das Weite gesucht hat. Trotzdem blieben wir dran und haben nicht aufgegeben.

 

Wir haben IHN nicht aufgegeben!

 

Leider verlor er eine Woche später direkt vor unseren Augen seine Partnerin. Ein anderer Erpel hat seine missliche Lage ausgenutzt, um ihn die Frau im Kampf streitig zu machen, mit Erfolg. Ab jetzt gab es für ihn keinen Grund mehr aus dem Wasser zukommen. Man kann sich vorstellen, dass unsere Hoffnung auf Erfolg damit mehr und mehr schwand. 

 

Trotzdem tüftelten wir an weiteren Fangmöglichkeiten.

Und tatsächlich, es fehlten noch:

- 9 Erpelschritte

- 8 Erpelschritte

- 7 Erpelschritte

- 6 Erpelschritte

- 5 Erpelschritte

- 4 Erpelschritte

- …………

ZACK INS WASSER ZURÜCK WEGEN FIFFI!

 

So ging es ständig….

Am 11.01.2020 nach fast zwei Wochen gelang es uns schlussendlich den 'Kleinen Mann' zu fangen. Als wir ihn gesichert hatten und wir ihn tatsächlich in unseren Händen hielten, waren wir so erleichtert das wir es nicht fassen konnten. Als ich den Ring mit einem „Knack“ durchschnitt, fiel eine riesige Last von uns ab und von ihm sicher auch. 

 

Wir haben ihn nochmal kurz untersucht und dann zurückgesetzt. Es war eine Freude, dieses Tier sich putzen und wieder fressen zu sehen. Ein Beweis, dass die Strapazen und Stunden es allemal wert gewesen sind.

 

Deshalb: Bitte immer den eigenen Müll richtig entsorgen und nicht achtlos in der Umgebung lassen! 

 

 

"Niemand begeht einen größeren Fehler,

als derjenige, der nichts tut, nur weil er meint,

dass er wenig tun könnte..."

Edmund Burke

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Kommentare: 4
  • #1

    Christine Kirchhoff (Samstag, 21 März 2020 22:42)

    Super Beitrag liebe Steffi

  • #2

    GittaHinrichs (Sonntag, 22 März 2020 11:37)

    Ja toll dass ihr nicht aufgegeben habt.

  • #3

    Markus Woznica (Dienstag, 24 März 2020 09:58)

    Ich finde es sehr traurig, zu sehen wie viel Müll an unseren Gewässern, aber auch so im Allgemeinen auf den Straßen rumliegt, anstatt in den Mülltonnen zu verschwinden.
    Umso schöner sind dann solche Beiträge, die zeigen, dass ihr euch für eine saubere Natur in der Stadt einsetzt und auch hilflosen Tieren das Leben rettet.
    Ein ganz großes Dankeschön von mir - ihr seid Klasse!

  • #4

    O. Knöfel (Mittwoch, 01 April 2020 18:48)

    Danke für Euren Einsatz!